is the only thing I wish to do. It does not necessarily require crossing country-borders..

Dienstag, 7. Februar 2012

Zwischenstand....

Auch bei uns im Referendariat gibt es die Zwischenstandsgespräche zum Lernstand, an dem man sich mit seinem zuständigen Hauptseminarleiter (im weiteren Text HSL, nicht zu verwechseln mit FSL=Fachseminarleiter) an einem lauschigen Ort, wahlweise ein Besprechungsraum an der Schule oder dem jeweiligen Büro des HSL trifft.

Nachdem also die "Halbzeit" des Refs erreicht wurde und man 1. noch stehen und gehen kann, 2. noch in der Lage ist zu sprechen und 3. auch noch mit Erwachsenen und dazu Vorgesetzten vernünftig kommunizieren kann (meine Lehrerkollegen werden wissen, was ich meine....), ist man nun dazu angehalten, das vergangen "Halbjahr" zu reflektieren. Ich habe mir anlässlich der Abnutzung dieses Wortes einige Synonyme herausgesucht: reflektierenDenkarbeit leisten, urteilen, überlegen, beurteilen, nachdenken, den Verstand gebrauchen, durchdenken, erwägen, in Betracht ziehen, abwägen, bedenken, sich Gedanken machen, seinen Geist anstrengen, von allen Seiten betrachten, Überlegungen anstellen (Quelle: http://synonyme.woxikon.de/synonyme/reflektieren.php).

Also leistete ich Denkarbeit,
urteilte über mich und meine Errungenschaften in der Schule,
überlegte, welche Baustellen (= zu bearbeitenden Probleme und Schwächen) ich habe,
beurteilte, wie diese in meiner Prioritätenliste positioniert sind,
dachte über meine Lerngruppen (= Klassen) nach,
gebrauchte meinen Verstand (zur Abwechslung mal ;)),
durchdachte den Ablauf meiner Präsentation,
erwog, mich schlafend zu stellen,
zog in Betracht, das Ganze mit einem dummen Witz zu beginnen ("nach müde kommt blöd"),
wog ab, ob es wohl besser wäre, total selbstbewusst und/oder -kritisch daher zu schwafeln,
bedachte auch die gute Arbeit meines Mentors am Gymnasium,
machte mir Gedanken über meine Kleidung,
strengte meinen Geist (?!) an, damit ich all meine Punkte zusammenkriege,
betrachtete die vergangenen 9 Monate von allen Seiten und
stellte die Überlegung an, mich verkleidet zu dem Gespräch zu begeben.

Das Zwischenstandsgesräch fand statt in meiner Grundschule nach einer ziemlich chaotisch-durchwachsenen Hospitation, die ich mir zusätzlich zu meinen Pflichthospis angedichtet hatte.. Wenn ich sonst nichts zu tun habe, (das wird uns Lehrern ja nachgesagt) dann kann ich ja wenigstens noch einen Extratermin zum Auseinandernehmen anbieten. Versteht mich nicht falsch: Der Termin war wirklich lehrreich und (wird hoffentlich auch noch) hilfreich (sein). Meine Hausarbeit wird mit viel Arbeit verbunden auf der Grundlage dieses Gesprächs aufbauen und mein HSL mir beratend zur Seite stehen. Zwischenzeitlich habe ich während dieses Refs das Gefühl, dass wir vor lauter Selbstkritik vergessen, warum wir uns das überhaupt zumuten. Das Pendeln zwischen 2 Schulen und Schulformen, Kollegien, zu denen man nie vollwertig gehören kann, Klassen, die man nur 1-2 Mal die Woche sieht und dann dort die Lehrprobe gut machen soll (die "sooooooo tragfähige" Beziehungsarbeit mal ganz anders: auf den Gängen, an der Bahnstation und auf dem Weg zum Supermarkt), Anforderungen, Herausforderungen und auch mal Überforderungen, die wir mit Humor nehmen müssen, aber auch viele Erfahrungen, die ich niemals vergessen werde, missen werde und Bekanntschaften, die mein Lehrerbild bestätigt haben!

Die Konzentration auf die Baustellen erscheint mir oftmals als sehr fragwürdig, predigen uns unsere FSL doch stets, der Defizitorientierung den Kampf anzusagen...!! Daher mein Schlusswort:

Ich liebe diesen Beruf, ich habe Spaß an meiner Arbeit und reflektiere ab jetzt nach Schulschluss das, was ich erreicht habe... 9 Monate Referendariat und ich kann noch stehen und gehen, bin noch in der Lage zu sprechen (und zu tippen) und habe nicht die Fähigkeit dazu verloren, mit Erwachsenen und Vorgesetzten zu kommunizieren!

Reflektierst du noch, oder unterrichtest du schon? ;))

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